Die evangelische Kirche in Sigmaringen hat am Sonntag, den 17. September, mit einem Festgottesdienst das 50-jährige Bestehen der Kreuzkirche gefeiert.
„Als Stein gewordenes Zelt sagt sie uns: wir sind und bleiben unterwegs, so lange wir leben“. Mit diesem Bild erklärte Militärdekan Heiko Blank aus München, der letzte evangelische Standortpfarrer, die besondere Bauweise der Kreuzkirche. Sie sei eine „schützende Architektur“. Dies gilt für die ganze christliche Gemeinde, hatte aber eine ganz besondere Bedeutung in den 47 Jahren, in denen die Kreuzkirche das Zelt der evangelischen Militärkirchengemeinde war. Das Bild der Kreuzkirche „als ein feststehendes Biwak auf dem Feld“ habe er persönlich von Sigmaringen mitgenommen auf die Auslandseinsätze, in denen er die Bundeswehrsoldaten begleitet habe. Mit ganzem Herzen folgte die voll besetzte Kreuzkirchengemeinde der Einladung des Dekans mit ihm in den 23. Psalm einzustimmen. Dekan Widmann aus Balingen betonte in seiner Predigt über den 23. Psalm, dass der Psalmbeter trotz Schwankens zwischen Glaube und Zweifel in der Zuversicht lebt, dass er keinen Mangel leiden muss. Liturgisch führte Codekanin Sauer durch den Gottesdienst. Musikalisch wurde der Gottesdienst durch einen Projektchor, bestehend aus vielen Sängern der ehem. Kantorei der Kreuzkirche und der jetzigen Kantorei der ev. Kirchengemeinde, unter der Leitung der langjährigen Kantorin der Militärkirchengemeinde Margit Barsch und dem Posaunenchor unter der Leitung von Ulrike Stoll und durch Kantor Sukwon Lee an der Orgel begleitet.
Im Anschluss an den Gottesdienst feierte die Gemeinde das Jubiläum bei einem Empfang in den Gemeinderäumen. Es wurden Erinnerungen wachgerufen anhand von Dokumenten und Fotos aus fünf Jahrzehnten Militärkirchengemeinde, die von Kirchengemeinderätin Priska Armbruster liebevoll zusammengestellt worden waren.
Heitere Orgelmusik von Sebastian Bach begleitete das Pfarrerehepaar, Prälat Christian Rose und Dekan Beatus Widmann sowie die Kirchengemeinderäte während ihres feierlichen Einzuges in die Kirche. Posaunenchor und Kantorei spielten und sangen zusammen mit der Gemeinde „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ und eröffneten den Gottesdienst, der von den vier Amtsträgern und einzelnen Gemeindemitgliedern gestaltet wurde. „Wir feiern heute die Einsetzung eines Teams, eines Teams, das mittendrin und gemeinsam ihre vielfältigen Gaben den Menschen zugute kommen lassen wollen “, so beschrieb Prälat Rose in seiner Einführungsrede die zukünftigen Aufgabenstellungen der beiden Pfarrer. „Die Landeskirche freue sich, dass mit Dorothee Sauer erstmals eine Codekanin, die zu 25 Prozent für den Bezirk Balingen verantwortlich zeichnet, in ihr Amt eingesetzt werde. Weiterhin übernimmt sie die Zuständigkeit für den Kirchenbezirk I, während Matthias Ströhle den Kirchenbezirk II sowie die Hochschule seelsorgerisch betreut.“ Prälat Rose dankte auch den haupt- und ehrenamtlichen Kirchenmitgliedern, die in der pfarrerlosen Zeit viele Aufgaben übernommen hatten und auf deren Unterstützung das Pfarrerehepaar zukünftig vertrauen kann. In einer Dialogpredigt predigte das Pfarrerehepaar abwechselnd über die Bedeutung der Worte „drinnen“ und „draußen“. Laut und deutlich richtete der geübte Prediger Matthias Ströhle Fragen an die Zuhörer. „Wer sind die da drinnen, wer, die da draußen? Die, die anders sind? Die, die unsere Ruhe stören?“ Er erinnerte an Luthers Thesenanschlag, der draußen vor aller Augen stattgefunden hatte und Dorothee Sauer ergänzte seine Worte mit dem Satz: „Glaube, der nicht vor die Tür geht, ist tot.“ Glauben und handeln, beten und arbeiten, dies sei die Richtschnur, nach der wir handeln sollen. An das Ende des zweistündigen Gottesdienstes setzte Dorothee Sauer mit der Segnung der Gemeinde einen überaus berührenden Moment andächtiger Stille. Im Gemeindesaal der evangelischen Kirche öffnete sich der kirchliche Rahmen und gab dem öffentlichen Leben Raum und Gelegenheit das Pfarrerehepaar willkommen zu heißen. Kirchengemeinderätin Christel Lührs-Trugenberger begrüßte die vielen Vertreter kommunaler, karitativer und kirchlicher Einrichtungen sowie den Kirchengemeinderat aus Erolzheim-Rot, der ehemaligen Wirkungsstätte der beiden Pfarrer und weitere Weggefährten vergangener Tage.
Landrätin Bürkle hieß auch im Namen Bürgermeister Schärers die neuen Pfarrer, herzlich willkommen. Jungen Menschen eine Bleibeperspektive im Landkreis und in der Kirche zu verschaffen verbinde die beiden Institutionen und führe zukünftig zu vielen gemeinsamen Aktivitäten. Auch der katholische Dekan Neubrand und Stadtpfarrer Baumgartner begrüßten die neuen Pfarrer mit den Worten: „Ihr sollt eins sein, sagt Jesus Christus, und wir sind auf einem guten Weg. Früher haben sich die Konfessionen voneinander abgegrenzt und heute teilen sie sich ihre Schätze.“ Hochschulrektorin Ingeborg Mühldorfer richtete ihre Worte an Matthias Ströhle, der als Hochschulseelsorger Studenten persönliche Hilfe anbieten und den interkulturellen Gedanken zu seinem Anliegen machen wolle. Noch einmal ergriff Frau Trugenberger das Wort und dankte dem im Urlaub befindlichen Pfarrerehepaar Fingerle, Pfarrerin Hornäcker und den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen für ihren Einsatz während des letzten Jahres. „Nach einem Jahr Vakanz sind wir froh, zwei neue Pfarrer zu haben“. Ströhle und Sauer bedankten sich über die überaus herzliche Begrüßung, um anschließend die Schwerpunkte ihrer zukünftigen Arbeit aufzuzeigen. Netzwerker wollen sie sein, das Zusammenwachsen der Kirchengemeinden und die Ökumene voranbringen und nicht zuletzt, sich den Herausforderungen zu stellen, die auf uns, auf die Kirche zukommen, wenn das Ende des grenzenlosen Wachstums erreicht ist.
„Mittendrin – Kirche am Markt“ – unter dieser Überschrift steht das gemeinsame Pfarrbüro von katholischer und evangelischer Kirche. Das Büro am Marktplatz wird am kommenden Samstag offiziell eröffnet. Das Besondere: Es gibt keinen Schalter für die jeweilige Konfession. „Alle Mitarbeiterinnen informieren über alles“, sagt der evangelische Codekan Albrecht Knoch. Neben Informationen bieten die Kirchen die Möglichkeit zum Gespräch.
Ihr Ziel ist, dass das „Mittendrin“ zu einem Treffpunkt wird. Das Büro hat unter der Woche durchgehend und am Samstagvormittag geöffnet. Der katholische Pfarrer Ekkehard Baumgartner berichtet über seinen ersten Besuch im Pfarrhaus. „Ich wollte den früheren Pfarrer Karl-Heinz Berger kennenlernen und fand den Eingang nicht, obwohl ich mehrmals ums Haus gelaufen bin.“ Schon bevor er in Sigmaringen arbeitete, beobachtete Baumgartner den versteckten Eingang. Bis vor wenigen Wochen mussten Besucher den Hintereingang nehmen und eine Treppe überwinden. Durch den Umbau des Pfarrhauses habe sich die Möglichkeit geboten, die Erreichbarkeit zu verbessern: Jetzt befindet sich der Eingang im Erdgeschoss gegenüber der Südwestbank. Aus dem Pfarrsaal der Gemeinde St. Johann ist ein mit modernen Möbeln eingerichteter Raum geworden.
Pfarramt I
Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683014
Pfarramt II
Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683011