Zum Abschluss seiner Visitation der örtlichen Gemeinde hat der evangelische Regionalbischof Christian Rose in der Kreuzkirche einen Gottesdienst aufgezeichnet. Bei einem Redaktionsbesuch der „Schwäbischen Zeitung“ sagte der Prälat: „Die Lage ist so ernst wie seit dem Zweiten Weltkrieg nicht mehr. Politiker wie Trump und Bolsonaro haben das Virus lächerlich gemacht, aber sie selbst haben gemerkt, dass es nicht lächerlich ist.“
Rose ist der Vertreter des württembergischen Landesbischofs in der Prälatur Reutlingen, die von Pforzheim bis Krauchenwies reicht. In den vergangenen zwei Wochen absolvierte er eine Reihe von Gesprächen mit örtlich Verantwortlichen – anfangs noch persönlich, wegen der Corona-Krise zuletzt über andere Kanäle.
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In Sigmaringendorf beispielsweise hat eine kleine Andacht im Freien stattgefunden.
Ursprünglich hatte sich der Reutlinger Prälat Christian Rose für den Gottesdienst in der Bruckkapelle angekündigt, doch dieser Besuch sei natürlich aufgrund der Coronapandemie abgesagt worden, sagt Sonja Nipp, Meßnerin für die evangelische Kirche in der Bruckkapelle. Obwohl der Besuch Roses ausgefallen ist, habe sich dennoch eine kleine Gruppe Gläubiger versammelt – nicht in, sondern vor der Kapelle am Brunnen. Pfarrer Matthias Ströhle kam auch und teilte die Fürbitte der Landeskirche aus, von der jeder der sieben Teilnehmer einen Abschnitt vortrug. „Das hat uns allen gut getan, denn wir brauchen in dieser Zeit Kraft“, sagt Nipp.
Der Gottesdienst im Freien sei deshalb eine gute Alternative gewesen, weil genügend Abstand zwischen den Besuchern geherrscht habe. Hinzu sei eine besondere Atmosphäre gekommen: eine Kerze schmückte den Brunnen. Die Bequemlichkeit erhöhten laut Nipp die Sitzpolster aus der Kapelle. Ob ein solcher Gottesdienst wieder stattfinden wird, stellt Nipp aber in Frage: „Wir haben darüber natürlich diskutiert, aber es ist schwierig zu sagen, bei welcher Anzahl an Besuchern man Halt sagen muss.“ Der ökumenische Arbeitskreis, der aus etwa vier Leuten besteht, wolle sich aber weiterhin treffen und vor der Kapelle einmal im Monat beten. Anderen rät sie, sich mit der Nachbarschaft zum Gebet zu treffen oder sich in der Familie darauf zurückzubesinnen. Wichtig sei eine Art Gottesdienst für Christen aber allemal, ist sie sicher: „Wir erbeten uns Kraft, der Glauben gibt uns viel.“
Ähnlich gelöst hatten es Ströhle und Co-Dekanin Dorothee Sauer. Zwar haben sie mit ihrem Team schon am Samstagnachmittag entschieden, dass die Gottesdienste auf Anraten des Oberkirchenrats ausfallen werden, allerdings sei es schwer gewesen, die Menschen rechtzeitig zu erreichen. „Und wir wollten niemanden wegschicken“, sagt Sauer. Also haben sie und Ströhle die Menschen in Krauchenwies und in Sigmaringen empfangen, vor Ort informiert und eine kurze Andacht gehalten. Der „Andere Abend“ in der Stadtkirche wurde kurzerhand nach draußen verlegt und ebenfalls bei Kerzenlicht und Liedern zu einer Andacht. „Draußen ist ein anderer Abstand und es war kürzer als der Gottesdienst“, begründet Sauer. Die Entscheidung, welche Alternativen es künftig zu den Gottesdiensten geben soll, falle am Dienstag. Möglich sei es, Andachten zu verschicken oder zu filmen und online zu stellen. Wichtig sei es, dass die Kirche auch weiterhin eine wichtige Rolle spielt. „Der Glaube an Gott und die Gemeinschaft begrenzen die Angst“, betont Sauer.
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Am 1. Dezember werden in der Württembergischen Landeskirche die Kirchengemeinderäte der Kirchengemeinden sowie die Landessynodalen für die Landessynode gewählt. Alle evangelischen Gemeindemitglieder ab 14 Jahren dürfen an der Wahl teilnehmen. Das sind in Sigmaringen zirka 4500 Personen. Der Kirchengemeinderat ist zusammen mit den Pfarrerinnen und Pfarrer der Kirchengemeinde, zur Zeit sind in Sigmaringen zweieinhalb Pfarrstellen besetzt, das gemeindeleitende Gremium der Kirchengemeinde.
Die neun zu vergebenden Sitze teilen sich wie folgt auf: Bingen 1 Sitz, Inzigkofen 1 Sitz,. Krauchenwies 1 Sitz, Sigmaringen 5 Sitze, Sigmaringendorf 1 Sitz.
Am Donnerstagabend stellten sich sieben der neun Kandidatinnen und Kandidaten im Evangelischen Gemeindehaus den interessierten Gemeindemitgliedern vor. Sonja Kehrle aus Sigmaringen und Cornelia Zoller aus Sigmaringendorf ließen sich entschuldigen. Moderator Jörg Armbruster eröffnete die Vorstellungsrunde mit dem Lied: Aus Gottes guten Händen, von Pfarrer Micha Fingerle am Klavier begleitet.
Die „erfahrenen und frischen Kräfte“, so Armbruster, stellten sich reihum vor. In der ersten Fragerunde gaben sie Auskunft über ihre Person, um anschließend ihre Beweggründe offen zu legen, warum sie sich für ihre Kirche einer „guten Wahl“ stellen wollen.
Artur Beck aus Sigmaringen kandidiert zum ersten Mal. Das aktive Gemeindemitglied möchte die Pfarrerschaft in verwaltungstechnischen Fragen unterstützen. Sein besonderes Engagement gilt der Pflege und dem Ausbau der partnerschaftlichen Beziehungen zu Thann und Feldkirch.
Barbara Gall, ebenfalls aus Sigmaringen, stellt sich zum dritten Mal der Wahl. Das Mitglied in der Synode des Kirchenbezirks Balingen nannte das Zusammenwachsen von Stadt- und Kreuzkirche sowie ein ausgewogener Gottesdienstplan, der auch die Teilorte zufriedenstellen kann, zuerst. Besonders am Herzen liegt ihr die Entwicklung von Konzepten, damit die Kirche auch für jüngere Gemeindemitglieder attraktiv wird. „Wir müssen Gottesdienstzeiten und -formen so gestalten, dass sie junge Familien ansprechen, denn nur über die Eltern erreichen wir die Kinder!“
Erzieherin Sandra Klotz aus Inzigkofen räumte der Arbeit der Besuchsdienste und der Kinder- und Jugendarbeit den ersten Platz in ihrer Prioritätenliste ein. In die Kirche zurückgefunden habe sie anlässlich der Konfirmation ihrer Tochter. „In der Gemeinde fühle ich mich aufgehoben und angenommen, und was ich bekommen habe möchte ich mit meinem Engagement zurückgeben“.
Rechtsanwältin Susanne Heckel ist seit sechs Jahren Pfarrgemeinderätin. Die Dozentin in den Bereichen Altenpflege, Krankenpflege und Behindertenhilfe möchte mit Freude und Begeisterung die bereits in die Wege geleiteten Schritte einer Kirche im Umbruch weitergehen und dabei tatkräftig mitarbeiten. Kindergarten, Posaunenchor und die Ökumene vor Ort liegen ihr besonders am Herzen.
Ingrid Mors aus Bingen, seit 2001 sowohl Mitglied im Pfarrgemeinderat als auch in der Bezirkssynode, möchte sich für ein alle Menschen ansprechendes Gemeindeleben einsetzen. Diakonisches Handeln ist für sie gelebter Glaube. „Caritas kennt jeder, aber wer kennt die Diakonie? Sie gehört in die Innenstadt, nicht ins Gemeindehaus, denn mein Glaube soll mir auch in der Stadt begegnen“, wünscht sie sich.
Dr Frank Richter lebt und arbeitet seit 19 Jahren in Sigmaringen. Für einen offene, bunte, einladende und fröhliche Kirche möchte er sich der leidenschaftliche Sänger auch in seiner zweiten Amtsperiode einsetzen. „Wie kriegen wir es hin, dass Menschen bei uns ein Zuhause finden?“ In dem Bemühen, auf diese Frage Antworten zu finden möchte er die Pfarrerschaft unterstützen und bereitwillig auch neue Wege gehen.
Architektin Susanne Sodenkamp aus Krauchenwies, seit drei Jahren Pfarrgemeinderätin, möchte auch weiterhin gemeinsam mit „dem tollen Team der Verantwortlichen“ in der spannenden Gemeindeentwicklung und-verwaltung mitarbeiten. Eine Herzensangelegenheit ist für sie die gelebte Ökumene und an die Teilorte gerichtet fügte sie noch hinzu: “Christ kann ich überall sein. Man kann auch in Sigmaringen zum Gottesdienst gehen.“
Der Vorstellungsrunde folgte eine rege Diskussion unter den Anwesenden über die schrumpfende Zahl von Gottesdiensten und den zu spärlichen Angeboten für Kinder und Jugendliche. Angesichts der gesellschaftlichen und demografischen Veränderungen müsse sich auch die evangelische Kirche auf härtere Zeiten einstellen, denn „besser wird es nicht mehr!“ so Barbara Gall. Mit einem Appell: „Gehen Sie zur Wahl und zeigen Sie, dass Ihnen Ihre Kirche wichtig ist!“ beendete Jörg Armbruster den interessanten Informationsabend.
Pfarramt I
Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683014
Pfarramt II
Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683011