Vom 3.-10. Oktober veranstaltet die Evangelische Kirchengemeinde gemeinsam mit der Johannes-Ziegler-Stiftung und in Zusammenarbeit mit vielen anderen Institutionen wie Diakonie und der Caritas zum ersten Mal eine Vesperkirche im Evangelischen Gemeindehaus in der Karlstraße 24 in Sigmaringen.
Das Motto der Vesperkirche: „Aufeinander achten – füreinander dasein“ steht beispielhaft für das, was den Initiatoren wichtig ist: Zum Mittagstisch zwischen 11:30 und 14:00 Uhr können alle Menschen kommen, egal ob jung oder alt, arm oder reich. Gemeinschaft, Austausch und Fürsorge füreinander sollen im Zentrum der Vesperkirchenwoche stehen. Jeder ist zum Essen eingeladen, das Essen ist kostenfrei und wird durch Spenden aus der Gesellschaft finanziert. Wer will, kann etwas geben. Solange der Vorrat reicht, bekommt aber jeder etwas.
Die Idee der Vesperkirchen entstand vor 25 Jahren in Stuttgart. 1995 öffnete die ev. Leonhardskirche im Zentrum der Stadt im Winter die Türen, um Obdachlosen Heimat, Wärme und Essen zu geben. Die Idee fand großen Anklang Schon bald kamen weitere Angebote, wie kostenfreie ärztliche Beratung hinzu. Die gute Idee machte bald Schule und verbreitete sich in vielen Kirchengemeinden. Zum diakonischen Gedanken kam der Gedanke der Gemeinschaft hinzu und das Verständnis, dass eine Kirchengemeinde die Gemeinschaft aller ist. Und so begegnen sich heute in Stuttgart während des Vesperkirchenzeitraums Tag für Tag ca. 800 Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung beim Essen. Der Gedanke der Gemeinschaft ist auch den Sigmaringer Initiatoren nach 1 ½ Jahren der gesellschaftlichen Distanz besonders wichtig.
Der diakonische Gedanke spiegelt sich auch im Begleitprogramm der Sigmaringer Vesperkirche wider. Die Johannes-Ziegler-Stiftung und die Kirchengemeinde laden gemeinsam mit den Kooperationspartnern und der Christlichen Erwachsenenbildung zu mehreren Abendveranstaltungen ein:
Zu den Abendveranstaltungen und den beiden Gottesdiensten kann man Plätze unter evang-sig.de/VesperkircheSIG reservieren.
In der Vesperkirchenwoche (vom 3.10.-9.10.) wird das Essen in zwei Schichten (11:30 Uhr-12:15 Uhr und 12:30 Uhr-14:00 Uhr angeboten. Zwischen den beiden Schichten besteht die Möglichkeit um 12:15 Uhr in der Ev. Stadtkirche eine Andacht zu besuchen. Um 14:00 Uhr findet jeden Tag eine kleine Orgelmusik statt.
Die einzelnen Tage werden Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen der Caritas und der Diakonie anwesend sein. Dort kann man sich niederschwellig informieren.
Die Beratungsschwerpunkte sind:
Ebenso wird an mehreren Tagen eine Ärztin anwesend sein. Am Dienstag kann man sich kostenfrei die Haare schneiden lassen. Das KleiderReich bietet an jedem Tag günstige Second-Hand-Kleidung vor Ort an.
Herzliche Einladung zur Vesperkirche!
Wenn für Mitte April erstmals in Sigmaringen eine Vesperkirche geplant ist, dann geht es dabei nicht nur um warme Mahlzeiten für Bedürftige. Vielmehr stehen die Begegnungen und Gespräche im Mittelpunkt - ein Gedankenaustausch zwischen Menschen, die auf mehr oder weniger ebenen Pfaden durchs Leben gehen und sich sonst vielleicht nie wahrnehmen und miteinander unterhalten würden. Und doch hat jeder (s)eine Geschichte zu erzählen, die aufhorchen und nachdenken lässt.
So wie Harald D. (Name von der Redaktion geändert). Einst verheiratet, Familienvater, beruflich und sozial integriert, eigentlich fest im Leben stehend. Eigentlich - bis zum Absturz.
Ohne einen besonderen Schicksalsschlag, ohne einen konkreten Auslöser. „Ich war einfach nur oft unterwegs, habe keine Feier ausgelassen, irgendwann fing ich an, immer mehr und auch für mich allein zu trinken“, beschreibt der 68-Jährige die Anfänge des schleichenden und hinterhältigen Prozesses zur Alkoholsucht.
Corona hat unsere Gesellschaft verändert – Armut und Einsamkeit sind auch in unserer Region gewachsen. Durch alle Bevölkerungsschichten hindurch leiden die Menschen unter der derzeitigen Situation. Dies gab den Anstoß für die Evangelische Kirchengemeinde Sigmaringen, gerade jetzt erstmals eine Vesperkirche gemeinsam mit der Johannes-Ziegler-Stiftung aus Wilhelmsdorf auszurichten. Unter dem Motto »einander sehen – füreinander da sein« war geplant Ende April die Evangelische Stadtkirche und das Gemeindehaus für eine Woche zu öffnen und in dieser Zeit rund 400 Essen auszugeben. Das Ziel der Vesperkirche ist es, Gemeinschaft und Solidarität unter den Menschen zu stärken und auf soziale und materielle Armut aufmerksam machen
Aufgrund der steigenden Inzidenzen und den wieder verschärften Hygienemaßnahmen muss die Vesperkirche nun auf den Frühherbst verschoben werden. Auch die Begleitveranstaltungen zur Vesperkirche, wie die Vorträge, der Eröffnungsgottesdienst und der Diakoniegottesdienst zum Abschluss der Vesperkirchenwoche, müssen leider verschoben werden. „Wir bedauern sehr, dass wir die Vesperkirche in Sigmaringen doch noch verschieben müssen. Wir halten es aber in der momentanen Lage für unumgänglich“, so Projektleiterin Vanessa Lang von der Johannes-Ziegler-Stiftung. „Wir lassen uns aber nicht entmutigen“, so Pfarrer Ströhle, denn die Ziele der Vesperkirche sind in unserer Gesellschaft wichtiger denn je.“
Begeistert sind alle von der positiven Resonanz, die die Vesperkirche unter den Gemeindegliedern erzeugte. Beinahe 60 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen haben ihre Unterstützung zugesagt. Ein herzliches Dankeschön auch an alle, die bereits ihre finanzielle Hilfe für die Vesperkirche in Aussicht gestellt haben. Die Vesperkirche soll auf jeden Fall stattfinden.
Pfarramt I
Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683014
Pfarramt II
Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683011