Das Ehepaar Kathrin und Micha Fingerle wird langfristig in Sigmaringen bleiben: Ein Gremium des Pfarrgemeinderats der evangelischen Gemeinde hat die beiden auf die dritte Pfarrstelle gewählt. Dies teilt die evangelische Kirche mit. Bislang war das Ehepaar Fingerle als „Pfarrer zur Dienstaushilfe“, so der Kirchenjargon, nach Sigmaringen entsandt. Drei Jahre lang übten die Fingerles ihre Tätigkeit auf diese Weise aus.
Nach Ablauf dieser Frist konnten sie sich auf die Stelle bewerben – zwischenzeitlich ist dieser Bewerbungsprozess abgeschlossen. „Wir freuen uns darüber, dass unser gemeinsamer Weg weitergeht“, sagt Micha Fingerle. Er und seine Ehefrau hätten sich aktiv für Sigmaringen entschieden. „Wir haben hier in Sigmaringen Fuß gefasst und fühlen uns wohl.“
Am 21. Januar 2018 fand um 15:00 Uhr die Investitur unseres stellenteilenden Pfarrerehepaars Fingerle statt. Unter dem Klang des Posaunenchors zogen Dekan Widmann mit den zu investierenden Pfarrern Kathrin und Micha Fingerle, ihren Sprechern Christine Wandel und Christian Walentin, den Pfarrerkollegen Codekanin Dorothee Sauer und Pfarrer Matthias Ströhle, sowie dem Besetzungsgremium des Kirchengemeinderats feierlich in die Kirche ein. Die Lieder, die das Pfarrerehepaar Fingerle ausgesucht hatte, und die Musik der Jugendband sowie die Orgelmusik bildeten mit dem Lesungstext aus Jesaia 55, Verse 8 bis 11 einen theologischen Rahmen. Nach der Hohenzollerischen Liturgie und dem Glaubensbekenntnis leitete Dekan Widmann die Investitur mit einer sehr persönlich gehaltenen Ansprache an Pfarrerin Kathrin und Pfarrer Micha Fingerle ein. Er verlieh seiner großen Freude Ausdruck, dass sich das Ehepaar Fingerle für die Pfarrstelle in Sigmaringen entschieden habe und wünschte beiden viel Energie bei ihrem Dienst in der Sigmaringer Gemeinde. Im Kreis des im Altarraumes versammelten Besetzungsgremiums verlas Dekan Widmann die Verpflichtungserklärung der beiden zu Investierenden und nahm ihnen die Verpflichtung ab. Nacheinander erteilte er beiden den Segen. Die Sprecher des Ehepaars Fingerle, richteten an die Investierten und die Gemeinde Worte zum theologischem Werdegang des Ehepaars und zu ihren persönlichen Eigenschaften, die es ihnen gewiss ermöglichen würden, in ihrem Beruf Erfüllung zu finden und dessen Anforderungen gerecht zu werden. Die Einführung der beiden Pfarrer fand mit einem Gebet Dekan Widmanns ihren Abschluss. Die Dialogpredigt von Pfarrerin Kathrin und Pfarrer Micha Fingerle folgte in zwei Abschnitten den 15 Strophen des Lieds von Paul Gerhard „Nun lasst uns gehn und treten“, Kirchengesangbuch Nr. 58. Der erste Teil ihrer Predigt beschäftigte sich mit der menschlichen Angst in den Gefahren des Lebens, aber auch von der Gewissheit, dass Gottes Schutz allgegenwärtig ist. Der zweite Teil der Dialogpredigt reflektierte, inwiefern „Singen und Beten“ der Gemeinde als Kraftquelle dienen kann. Dem Vaterunser gingen die Fürbitten von Kirchengemeinderäten, sowie dem Kollegenehepaar voraus und wurde gefolgt von einem Kanon zur Jahreslosung, den Kantor Sukwon Lee mit der Gemeinde humorvoll einstudierte. „Meine Hoffnung und meine Freude“ sang die Gemeinde, bevor ihr von Pfarrerin Kathrin und Pfarrer Micha Fingerle gemeinsam der Segen erteilt wurde. Zum Orgelspiel von Kantor Lee erfolgte der feierliche Auszug.
Die Begrüßung der Gäste beim Stehempfang im Ev. Gemeindehaus übernahm Sauer und Pfarrer Ströhle. Sie freute sich, dass das Ehepaar Fingerle auf die Pfarrstelle des Pfarramts III investiert wurde und betonte, wie sehr sie sich – vor allem während der Vakatur – für die Gemeinde eingesetzt hätten. Danach übernahm Pfarrer Ströhle die Moderation der Grußworte. Als erster ergriff Bürgermeister Schärer auch im Namen der Kollegen aus den umliegenden Gemeinden das Wort. Er gab dem Wunsch Ausdruck, dass das Pfarrerehepaar seinen Dienst an der Gemeinde in einer guten Atmosphäre verrichten könne und lud sie ein, sich bei Bedarf jederzeit an ihn zu wenden. In seiner Vorschau auf die Herausforderungen der kommenden Jahre betonte er, wie wichtig – z. B. bei der Integration der Flüchtlinge – christliche Werte wie Nächstenliebe, aber auch Toleranz gegenüber Andersgläubigen seien. Als Geschenk hatte er einen selbstgebackenen Berner Hefezopf mitgebracht, dessen zwei Stränge für das politische Gemeinwesen und für die Kirchen stehen würden. Die Einheit beider führe zu einer guten Gestaltung der Gesellschaft in Sigmaringen. Für die Seelsorgeeinheit sprach Pfarrer Dr. Liviu. Sein Fazit war, Kirche wachse heute dort, wo Menschen wie das Ehepaar Fingerle stehen würden. Er wünschte ihnen im Namen der Seelsorgeeinheit Gottes Segen für ihr Wirken.
Für die Schulen, in denen sie Unterricht erteilen, verlieh Schulleiter Hardy Fredrich seiner Freude Ausdruck, dass das Pfarrerehepaar wieder Religionsunterricht erteile. In Anlehnung an Anselm Grün gab er zu bedenken, dass Kinder Antworten wollten in Bezug auf Glaube, Liebe, Hoffnung, das bedeute, dass man Herz und Verstand ansprechen müsse, um Zuversicht zu vermitteln. Damit würden die beiden Pfarrer nicht nur die Kinder, sondern auch die Eltern und die Kollegen in den Schulen erreichen. An der Symbolik des für das Pfarrerehepaar mitgebrachten japanischen Blumengrußes erklärte der Schulleiter das Streben nach Höherem und das am Licht orientierte Wachstum. Pfarrerin und Pfarrer Fingerle seien Menschen, an denen sich andere orientieren und ihnen nachstreben könnten. Für den gemeinsamen Wirkungskreis Schule wünschte er ihnen spirituelle Kraft und freudige Gelassenheit.
Dem folgte das Grußwort der Sigmaringer Kollegen, Codekanin Sauer und Pfarrer Ströhle. Gemeinsam gratulierten sie zur ersten selbständigen Stelle und bezeichneten das Ehepaar Fingerle als beste Kollegen, die man sich vorstellen könne. Sie drückten ihre Freude darüber aus, dass die Zukunft der Gemeinde gemeinsam mit dem Kirchengemeinderat gestaltet werden könne. In allen Herausforderungen liege eine Chance, die man ergreifen solle. Gemeinsam überreichten sie als Geschenk eine Spielidee in Form eines Geschenkkorbs, dessen Inhalt sie nach seiner Symbolik erläuterten.
Die Vorsitzende des Kirchengemeinderats Christl Lührs-Trugenberger dankte dem Ehepaar Fingerle für seine Entscheidung, sich in Sigmaringen investieren zu lassen und die Pfarrstelle III anzunehmen. In einem Rückblick fasste sie die großen Herausforderungen zusammen, denen sich das junge Pfarrerehepaar als Berufsanfänger gestellt habe, sowie die Neuerungen, die sie mit vorangebracht hätten. Besonders stellte sie deren konzentrierte Arbeit und die immer zuvorkommende Freundlichkeit heraus, wie auch die Übernahme der Verantwortung für die Gemeinde durch Pfarrer Fingerle während der Vakatur, die allenfalls mit der Hilfe von Pfarrerin Ilse Hornäcker zu leisten gewesen sei. Unter Bezugnahme auf den Lesungstext des Gottesdienstes wünschte sie den neu investierten Pfarrern alles Gute und Gottes Segen. Das Geschenk der Gemeinde war ein Obstbaum für den neu angelegten Garten des Pfarrhauses am Riedbaum. Abschließend bedankte sich das Ehepaar Fingerle für die wertschätzenden Grußworte. Sie würden sich gerne an den fröhlichen Beginn ihres Dienstes in Sigmaringen erinnern und seien ebenso gerne weiter mit allen unterwegs. Sie richteten ihren Dank an die beiden Kollegen für die sehr gute Zusammenarbeit sowie an den Kirchengemeinderat und drückten ihre Vorfreude auf das weitere Miteinander aus.
Heitere Orgelmusik von Sebastian Bach begleitete das Pfarrerehepaar, Prälat Christian Rose und Dekan Beatus Widmann sowie die Kirchengemeinderäte während ihres feierlichen Einzuges in die Kirche. Posaunenchor und Kantorei spielten und sangen zusammen mit der Gemeinde „Nun jauchzt dem Herren alle Welt“ und eröffneten den Gottesdienst, der von den vier Amtsträgern und einzelnen Gemeindemitgliedern gestaltet wurde. „Wir feiern heute die Einsetzung eines Teams, eines Teams, das mittendrin und gemeinsam ihre vielfältigen Gaben den Menschen zugute kommen lassen wollen “, so beschrieb Prälat Rose in seiner Einführungsrede die zukünftigen Aufgabenstellungen der beiden Pfarrer. „Die Landeskirche freue sich, dass mit Dorothee Sauer erstmals eine Codekanin, die zu 25 Prozent für den Bezirk Balingen verantwortlich zeichnet, in ihr Amt eingesetzt werde. Weiterhin übernimmt sie die Zuständigkeit für den Kirchenbezirk I, während Matthias Ströhle den Kirchenbezirk II sowie die Hochschule seelsorgerisch betreut.“ Prälat Rose dankte auch den haupt- und ehrenamtlichen Kirchenmitgliedern, die in der pfarrerlosen Zeit viele Aufgaben übernommen hatten und auf deren Unterstützung das Pfarrerehepaar zukünftig vertrauen kann. In einer Dialogpredigt predigte das Pfarrerehepaar abwechselnd über die Bedeutung der Worte „drinnen“ und „draußen“. Laut und deutlich richtete der geübte Prediger Matthias Ströhle Fragen an die Zuhörer. „Wer sind die da drinnen, wer, die da draußen? Die, die anders sind? Die, die unsere Ruhe stören?“ Er erinnerte an Luthers Thesenanschlag, der draußen vor aller Augen stattgefunden hatte und Dorothee Sauer ergänzte seine Worte mit dem Satz: „Glaube, der nicht vor die Tür geht, ist tot.“ Glauben und handeln, beten und arbeiten, dies sei die Richtschnur, nach der wir handeln sollen. An das Ende des zweistündigen Gottesdienstes setzte Dorothee Sauer mit der Segnung der Gemeinde einen überaus berührenden Moment andächtiger Stille. Im Gemeindesaal der evangelischen Kirche öffnete sich der kirchliche Rahmen und gab dem öffentlichen Leben Raum und Gelegenheit das Pfarrerehepaar willkommen zu heißen. Kirchengemeinderätin Christel Lührs-Trugenberger begrüßte die vielen Vertreter kommunaler, karitativer und kirchlicher Einrichtungen sowie den Kirchengemeinderat aus Erolzheim-Rot, der ehemaligen Wirkungsstätte der beiden Pfarrer und weitere Weggefährten vergangener Tage.
Landrätin Bürkle hieß auch im Namen Bürgermeister Schärers die neuen Pfarrer, herzlich willkommen. Jungen Menschen eine Bleibeperspektive im Landkreis und in der Kirche zu verschaffen verbinde die beiden Institutionen und führe zukünftig zu vielen gemeinsamen Aktivitäten. Auch der katholische Dekan Neubrand und Stadtpfarrer Baumgartner begrüßten die neuen Pfarrer mit den Worten: „Ihr sollt eins sein, sagt Jesus Christus, und wir sind auf einem guten Weg. Früher haben sich die Konfessionen voneinander abgegrenzt und heute teilen sie sich ihre Schätze.“ Hochschulrektorin Ingeborg Mühldorfer richtete ihre Worte an Matthias Ströhle, der als Hochschulseelsorger Studenten persönliche Hilfe anbieten und den interkulturellen Gedanken zu seinem Anliegen machen wolle. Noch einmal ergriff Frau Trugenberger das Wort und dankte dem im Urlaub befindlichen Pfarrerehepaar Fingerle, Pfarrerin Hornäcker und den vielen Haupt- und Ehrenamtlichen für ihren Einsatz während des letzten Jahres. „Nach einem Jahr Vakanz sind wir froh, zwei neue Pfarrer zu haben“. Ströhle und Sauer bedankten sich über die überaus herzliche Begrüßung, um anschließend die Schwerpunkte ihrer zukünftigen Arbeit aufzuzeigen. Netzwerker wollen sie sein, das Zusammenwachsen der Kirchengemeinden und die Ökumene voranbringen und nicht zuletzt, sich den Herausforderungen zu stellen, die auf uns, auf die Kirche zukommen, wenn das Ende des grenzenlosen Wachstums erreicht ist.
Pfarramt I
Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683014
Pfarramt II
Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683011