„Das sei euer vernünftiger Gottesdienst“ (Röm 12)

Seit vielen Wochen gibt es in unseren Kirchen keine Präsenzgottesdienste mehr. Dafür Aufzeichnungen, Online-Andachten, Briefe, Predigten zum Mitnehmen und vieles mehr. Nun soll es bald wieder möglich sein, dass sich auch wieder eine gewisse Anzahl von Menschen real zum Gottesdienst versammelt.

Was ist eigentlich Gottesdienst? Was macht ihn aus, was ist sein Sinn? Dienen wir Gott? Dient Gott uns? Was geschieht im Gottesdienst?

Der Gottesdienst ist in allen seinen Teilen ein Kommunikationsgeschehen zwischen den Gläubigen und Gott. Es ist unsere menschliche Antwort auf Gottes Selbstoffenbarung. Er hat sich gezeigt im Leben vieler Menschen durch die Jahrhunderte hindurch. Er hat sich gezeigt in seinem Wort, in seiner Schöpfung und tut das fortwährend. In Jesus Christus, so glauben wir, kam er selbst auf die Erde, uns und die Welt zu erlösen. Den Dank und das Lob für diese Erlösung, für sein Nahe-Sein in unserem Leben geben wir ihm im Gottesdienst zurück, durch Singen und Beten, durch Loblieder und Danklieder. Gleichzeitig erhalten wir neue Kraft und neue Impulse aus seinem Wort, um unser Leben in seinem Sinn zu gestalten. Wir gehen gestärkt hinaus in die Welt und dort geht der Gottesdienst, das Dienen Gottes, weiter und zwar in beide Richtungen. Wir dienen Gott durch unsere Taten, auch dort durch Beten und Singen, durch Hilfe für andere, dadurch, dass wir die Werte vertreten, die uns als Christinnen und Christen wichtig sind: Nächstenliebe, Solidarität mit den Schwachen, Hilfe für die Armen, das Einstehen für Gerechtigkeit, niemanden auszugrenzen, die Schöpfung bewahren und vieles mehr. Und Gott dient uns, er hilft uns, indem er uns Kraft gibt, in seinem Sinn zu handeln.

Was ist also eigentlich Gottesdienst?

Zuhören ist Gottesdienst
Für jemand einkaufen ist Gottesdienst
Sich vom Leid anderer bewegen lassen ist Gottesdienst
An einem Fernsehgottesdienst teilnehmen ist Gottesdienst
Freude geben ist Gottesdienst
Für andere beten ist Gottesdienst
Sonntags in die Kirche gehen ist Gottesdienst
An jemand, der einsam ist, einen Brief schreiben ist Gottesdienst
In der Bibel lesen und darüber nachdenken ist Gottesdienst
In der Suppenküche mithelfen ist Gottesdienst
Für eine Hilfsorganisation spenden ist Gottesdienst
In der Stille auf Gott hören ist Gottesdienst
Seinen Kindern die schwere Zeit ohne Freunde überstehen helfen ist Gottesdienst
Abends um 19.00 Uhr beim Läuten der Glocken beten ist Gottesdienst

Gottesdienst ist nicht nur die eine Stunde am Sonntag in der Kirche. Gottesdienst ist viel mehr. Auf was es ankommt, ist, ob wir innerlich beteiligt sind. Unsere Haltung ist wichtig, unsere Einstellung. Unser ganzes Leben ist ein Gottesdienst, wenn wir es im Sinne Jesu leben, wie Paulus in Röm 12 sagt: „Brüder und Schwestern, bei der Barmherzigkeit Gottes bitte ich euch: Stellt euer ganzes Leben Gott zu Verfügung. Es soll wie ein lebendiges und heiliges Opfer sein, das ihm gefällt. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.“

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen einen gesegneten Gottesdienst - am Sonntag und auch am Montag, Dienstag und jeden Tag. Mögen Sie Gott erleben, wenn Sie mit ihm reden und er mit Ihnen.

Herzlich grüßt Sie Ihre Pfarrern Dorothee Sauer

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