In diesen Tagen feiern wir das Erntedankfest. Letzte Woche zum Erntedankgottesdienst stand auf unserem Altar ein Brotteller mit der 5. Bitte des Vaterunsers „Unser tägliches Brot gib uns heute“. Ich habe diesen Teller abfotografiert. Er ist ein altes Familienerbstück eines Gemeindeglieds, möglicherweise 100-150 Jahre alt. Vermutlich wurde er als gewöhnlicher Brotteller benutzt. Damals war den meisten Menschen klar, dass Satt sein, Gesundheit und Wohlstand nicht selbstverständlich sind.
Vielleicht ist das auch der Grund, dass es keinen direkten Gegensatz zu „Hunger“ gibt. Die Wörterbücher schlagen „Sättigung“ oder „Völle“ vor. Gerade das letzte Wort zeigt aber, wie ungewöhnlich das wirkliche „Satt sein“ war.
Heute meinen wir häufig, dass wir einen Anspruch auf Wohlergehen und Wohlstand haben. Glück, Gesundheit und auch ein voller Speiseplan verstehen wir als Besitz, und wir haben Angst, dass wir etwas davon verlieren könnten oder hergeben müssten. Der Teller kann uns lehren, dass unser tägliches Brot ein Geschenk ist. Beschenkt zu werden, führt zu Dankbarkeit. Wenn wir Leben als Geschenk betrachten, dann können wir die wirkliche Fülle unseres Beschenktseins sehen, und wir können uns freuen an jedem Tag, den Gott uns schenkt. Ich lade Sie dazu ein.
Ihr Matthias Ströhle, Pfarrer
Fotos im Slider:epd bild/Oettel und epd bild/Rietsche
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