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Verfasser: Matthias Ströhle

Jesus Christus spricht: Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!

Manchmal erschließt sich die Tiefe eines Losungstextes erst beim zweiten Lesen. So ging es zumindest mir bei der Auseinandersetzung mit der Jahreslosung für dieses Jahr.

„Barmherzigkeit, das ist doch christliches Allgemeingut“ dachte ich zunächst. Die Geschichte vom barmherzigen Samariter wird doch bereits in der Schule gelehrt. Die Aufforderung zur Nächstenliebe ist doch die Basis für unsere diakonisches Handeln.

Was soll man dazu also in einer Andacht noch viel sagen? Ohne Mitleid, ohne Empathie und Solidarität funktioniert das Zusammenleben nicht. Das ist jedem klar und das erfahren wir in der derzeitigen Pandemie ganz besonders. Dort, wo der Blick für den Anderen verloren geht, wo wir nur auf unsere eigenen Interessen schauen, bricht unsere Gesellschaft auseinander.

Aber die von Christus gewollte Barmherzigkeit ist mehr als Solidarität. Sie ist ein zutiefst innerstes Betroffensein von dem, was mir begegnet. Ich lasse mir die Not des anderen im tiefsten Herzen etwas angehen, ich lasse mich beeindrucken vom Leid. Das meint das Wort Barmherzigkeit. Das hebräische Wort für Barmherzigkeit, „réhèm“ ist dafür wohl der beste Ausdruck. „réhèm“ heißt „Mutterleib“ und steht für die tiefste innere Bindung zwischen einer Mutter und ihrem Kind. Aus reiner Liebe versorgt die Mutter das Kind. Und so sieht auch das Erbarmen Gottes aus. Es gibt dort kein Kalkül und keine Erwartungshaltung von dem, der gibt.

Es ist interessant, dass in unserer Gesellschaft die Negationen von Erbarmen viel häufiger benutzt wird, als das Wort selbst.

Wir sind „erbarmungslos“ und „unbarmherzig“ mit uns und den Anderen. Wir urteilen hart über das Versagen von Politikern und über Menschen, die einen Fehler begangen haben.

Hier zeigt sich eine weitere Herausforderung, die unser Jahreslosungstext mit sich bringt. Barmherziges Handeln steht oft unserem Gerechtigkeitsdenken entgegen. Denn Barmherzigkeit heißt gnädig zu sein. Gnädig zu sein ist Teil des Wesens Gottes. Uns Menschen aber fällt das schwer. So war es schon im Gleichnis vom verlorenen Sohn. Der Vater hat diesen wieder zu sich aufgenommen, obwohl der Sohn sich von ihm abgewandt hatte. Der andere Sohn konnte diesen Akt der Liebe nicht verstehen.

„Nehmt Euch ein Vorbild an Gottes Barmherzigkeit!“ heißt es in unserer Jahreslosung. Die Künstlerin Stefanie Bahlinger hat dieses Verhältnis zwischen Gottes Wesen und unserem Handeln bildlich dargestellt. In der Mitte liegt ein kleines von warmem Rot umgebenes Kind. Das erinnert nicht nur an Weihnachten, sondern auch an die ursprüngliche Bedeutung von „Barmherzigkeit“: Mutterleib. Gott begibt sich aus Verbundenheit in die Niederungen seiner Schöpfung, Und die Konsequenz seines Mitleidens ist bereits sichtbar: Auf der Krippe liegt das Kreuz, so tief kann Barmherzigkeit gehen. Doch Barmherzigkeit ist nicht kraftlos oder eine Schwäche. Eine Flamme geht vom Ort des Erbarmens aus und erfüllt den Raum. Ein Raum, der mit seiner gotischen Form an eine Kirche erinnert. Dies macht deutlich: in uns, in seiner Kirche soll Gottes Erbarmen und seine Menschenfreundlichkeit sichtbar werden. Oder anders gesagt: Weil Gott sich unser erbarmt hat, können wir barmherzig sein.

Die Fenster der Kirche sind offen. Die Flamme der Nächstenliebe berührt den Erdkreis und reicht von dort bis zum Himmel. Unsere Barmherzigkeit, die in Gottes Barmherzigkeit ihren Ursprung hat, kann die Welt verändert. Weil ich in Gottes Barmherzigkeit geborgen bin und somit alles habe, was ich brauche, kann ich das weiterschenken, was Gott mir gibt. Ich kann mich der Not des anderen zuwenden. Ich kann selbst mein tiefstes Inneres ohne Angst dem anderen schenken, weil ich selbst wiederum bewahrt bin in Gottes Barmherzigkeit.

Von der Menschenfreundlichkeit Gottes zu zeugen, seine Barmherzigkeit weiter zu geben, das ist unser tiefster christlicher Auftrag.

Pfarrer Matthias Ströhle

 

Pfarramt I

Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen

Tel. 07571 / 683014

Pfarramt II

Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen

Tel. 07571 / 683011

Pfarramt III

Kathrin Fingerle & Micha Fingerle
Pfarrerin und Pfarrer in Sigmaringen

Tel. 07571 / 3430

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