Verkündigungsikone Ustyug (Wikipedia)

„Siehe, du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären!“

Der Engel Gabriel verkündet Maria die Geburt Jesu.

Diese russische Ikone aus dem 12. Jahrhundert, welche auf der Titelseite des Gemeindebriefs abgedruckt ist, hält diesen höchst dynamischen Moment der Berührung zwischen Himmel und Erde zeitlos fest. Dadurch wird das intime Zwiegespräch zwischen Maria und dem Erzengel Gabriel zu einem Ereignis, das über alle Zeiten hinweg bis in unsere heutige Zeit Bedeutung hat. Ja, es ist so, als ob die Ikone uns, den Menschen des 21. Jahrhunderts, diese frohe Botschaft verkündigen wollte. Der Schreiber der Ikone, so nennt man den Maler einer Ikone, hat diesen Eindruck gekonnt verstärk. Maria, die eigentliche Empfängerin der Botschaft, schaut uns direkt in die Augen. So als sollte die Verkündigung Jesu durch sie hindurch zu uns gelangen.

Ebenso sehen wir als Betrachter die Verheißung des Engels bildlich vor Augen. Sie ist sozusagen auf das Herz der Gottesmutter gezeichnet: „Du wirst ein Kind gebären und dieses Kind wird der Sohn des Höchsten sein.“ Nur am Rande sei bemerkt, dass der Weltenherrscher nicht ohne Grund auf unserem Bild nur mit einem Lendenschutz bekleidet ist. Dies erinnert nicht nur an die Geburt in der Krippe, dem Kommen Gottes. Nein, es verbindet Weihnachten und Karfreitag. Gott kam in die Welt und starb für uns, damit wir bei Gott sein können. Auf diese einfache Formel kann die frohe Botschaft zusammengefasst werden.

Durch das betende Betrachten der Ikone wird der Gläubige in diese Verheißung hineingenommen. Er erkennt: Auch für mich ist Gott in die Welt gekommen.

Lassen wir uns auch heute noch von dieser 2000 Jahre alten Verheißung berühren? Ich fürchte unsere Gesellschaft wird derzeit von anderen Ikonen geprägt: Bilder der Werbung, die eine bunte, bessere Welt versprechen; und das auf eine viel simplere und einfachere Weise als unser Glaube, der manchmal schwer verständlich ist. Kaufe mich und Du wirst glücklich sein, so versprechen es uns die Werbeikonen. Und sie wecken in uns eine Gier. Eine Gier, die mich allerdings nicht an die Liebe Gottes erinnert, sondern eher an die Macht, die dem Ring im Tolkiens Buch, Der Herrn der Ringe zugesprochen wird: „Einen Ring, sie zu knechten, sie alle zu finden, ins Dunkel zu treiben und ewig zu binden“ . Die Verheißung Gottes klingt dagegen ganz anders: Im Reich Gottes werden die Blinden sehen , die Lahmen gehen und die Toten stehen auf (Mt 11,5).                                                         

Matthias Ströhle

 

Grafik: Pfeffer

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