Von Chris 73 / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0

Mir tun sie leid, die fünf törichten Jungfrauen am Eingangsportal des Magdeburger Doms. „Wie kann man nur so dumm sein“, denke ich. Da lädt ein Bräutigam zur Hochzeit. Die Jungfrauen sollen ihn begleiten. Und dann haben sie nicht genügend Öl für ihre Lampen dabei, um ihm den Weg durch die Nacht zum Festbankett zu leuchten. Und es kommt noch schlimmer. Statt einfach mitzugehen, vielleicht etwas beschämt hintendran, beschließen sie im nächsten Ort Öl zu kaufen. Und kommen dann zu spät! Das Fest ist bereits in vollem Gange und die Tür verschlossen. Zurück bleibt die Erkenntnis: Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben, und der Satz des Bräutigams: „Seid wachsam! Denn ihr wisst weder den Tag noch die Stunde.“

Liebe Gemeinde, wer kennt sie nicht, diese kapitalen Fehlentscheidungen, bei denen selbst Verbesserungsversuche nichts mehr helfen. Der falsche Beruf, die falsche Geldanlage, die falschen Worte. Man befindet sich wie in einem Strudel, man zappelt und man kann sich doch nicht mehr retten. Man ist, um in der Sprache des Gleichnisses zu bleiben, in der Hölle auf Erden angekommen.

Im Internet lese ich, dass unser Gehirn bis zu 20.000 Entscheidungen pro Tag treffen muss. Glücklicherweise ist vieles davon Routine. Der Griff zum richtigen Messer in der Schublade, das Schalten des Ganges beim Autofahren, all diese Entscheidungen geschehen wie von selbst. Und es wäre schlimm, wenn wir uns daran aufhalten würden. Daneben gibt es aber die großen Lebensfragen: Welche Schule wähle ich? Welche Arbeit bringt mir Erfüllung? Ziehe ich im Alter einmal ins Altenheim? Dies sind Entscheidungen, denen wir uns alle einmal stellen müssen. Sie gehören zu unserem Leben dazu. Denn als begrenzt freie Menschen haben wir einen Spielraum, in dem wir frei leben und entscheiden können, wie wir unser Leben gestalten. Je liberaler die Gesellschaft ist, umso mehr Freiheiten haben wir. Und umso größer ist die Gefahr, die falsche Entscheidung zu treffen. Verständlich, dass wir uns Entscheidungshilfen wünschen, jemand, der klar sagt, was gut für mich ist und was nicht.

Kann uns der Glaube Entscheidungshilfen geben? Vermutlich dürfen wir in den seltensten Fällen auf ein Zeichen des Himmels hoffen. Aber wir können Gott im Gebet und beim Lesen der Bibel um Weisheit und Erkenntnis bitten. Oder anders gesagt, wir können unseren Verstand und eine spirituelle Haltung des Lebens zusammenbringen. Unser Verstand hat unsere Entscheidungen nach den Kriterien der Vorzüglichkeit zu bewerten. Welches Ziel verfolge ich, ist der Weg geeignet? Wem nützt, wem schadet mein Handeln? Das spirituelle Leben verankert meine Entscheidung dagegen im Vertrauen. Im Vertrauen darauf, dass Gott das Beste für mich und die anderen will, und vor allem darauf, dass er mich auch in den Untiefen meines Lebens begleitet. „Und ob ich schon wanderte im finsteren Tal fürchte ich kein Unglück. Denn Du bist bei mir.“ So heißt es im bekannten 23. Psalm. Dieses Wissen ermutigt mich Entscheidungen zu treffen, auch dann, wenn ich die Konsequenzen noch nicht abschätzen kann.

Und die Jungfrauen? Mir tun sie leid. Denn ich kenne viele wie sie, die an ihren Lebensentscheidungen leiden und auf Erlösung hoffen. Weil unser Gott aber ein menschenfreundlicher Gott ist, bin ich mir sicher, dass er auch diesen einen Weg aus der Finsternis zeigen wird. Matthias Ströhle

Matthias Ströhle

Foto: Chris 73 / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=25717 

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